Hallo, mein Name ist Silke Schumacher-Lange,
Alles fing mit einer Geschichte meiner Großmutter an. Mit 16 Jahren wanderte sie in die USA aus, da sie und ihre Geschwister als Vollwaise plötzlich verarmt waren. Sie nahm in Cincinnati eine Stelle als Haushaltshilfe bei einem Rechtsanwalt an und sorgte dafür, dass 3 ihrer Brüder nach Amerika kommen konnten und dort eine gute Anstellung als Handwerker fanden. Außerdem schickte sie regelmäßig Geld nach Deutschland, damit ein anderer Bruder studieren konnte. Während eines Heimataufenthaltes lernte sie meinen Großvater kennen und blieb in Deutschland. Meine Großmutter hatte lediglich eine Volksschulbildung. Da sie aber die einzige Person in der Kleinstadt war, die fließend englisch sprechen konnte, wurde sie als Übersetzerin bei den Standgerichten innerhalb der Entnazifizierungsprozesse nach dem 2. Weltkrieg in der britischen Zone eingesetzt. Sie hatte dadurch nicht nur eine wichtige Position in der Gesellschaft, sondern auch etliche Vergünstigungen, die meine Familie gut versorgte.
Diese Geschichte hat mich immer fasziniert. Sie ist bisher nirgendwo niedergeschrieben, selbst in einer Familienchronik über meine Familie findet sie keinen Platz, obwohl sie nur ein Beispiel dafür ist, wie Frauen im Hintergrund Gesellschaft mitgeprägt haben.
Ich möchte Dich herzlich dazu einladen, mich bei einem besonderen Projekt zu unterstützen: Ich möchte die Geschichten von Frauen sichtbar machen, die bisher im Verborgenen geblieben sind. Ich suche nach Frauen, die durch ihren persönlichen Einsatz für Bildung und Wissen, durch ihre Visionen und ihr Engagement erheblichen Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse hatten und haben, ohne dabei im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen.
Vielleicht kennst du eine solche Frau aus deiner Familie oder deinem Umfeld? Oder hast du selbst von einer Frau gehört, deren Geschichte erzählt werden sollte? Ich finde es wichtig, das es für diese Frauen einen Platz in der Gesellschaft gibt. Deswegen möchte ich diese Geschichten sammeln, um sie Theater- und Filmemacher*innen, Autor*innen und anderen Kunstschaffenden zur Verfügung zu stellen.
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